Mitarbeitersuche in Spanien: meine Erfahrungen und Vergleich zu Deutschland

Staff Required


Die Zeichen stehen auf Wachstum im ToolTester Network und deswegen bin ich vor kurzem erneut auf Praktikantensuche gegangen. Das Ziel ist unsere spanischsprachige Website Creadores-PaginasWeb.com neu aufzustellen.


Man hört viel über den spanischen Arbeitsmarkt und meistens ist das nichts Gutes: 25% der Gesamtbevölkerung und über 50% der Jugendlichen haben keine feste Anstellung. Ich kann mich noch erinnern, als Deutschland das Sorgenkind Europas war mit ca. 10% Arbeitslosen zu Beginn des neuen Jahrtausends.


Eine gute Erklärung, warum in Spanien so viele Leute arbeitslos sind, habe ich nicht. Die Befürchtung lag natürlich nahe, dass es mit mangelnden Qualifikationen zu tun hat. Dazu aber gleich mehr.

Der Job

Es ging um ein Praktikum, das allerdings so konzipiert ist, dass es sich in einen permanenten Job wandelt, wenn es von beiden Seiten passt. Zu den Aufgaben gehören unter anderem das Testen von Homepage-Baukästen, Kunden-Support und Online Marketing. 800-900€ klingt vielleicht nicht nach sehr viel für einen Studienabsolventen, allerdings muss ich auch auf meine eigenen Risiken achten und abwarten, wie sich das Geschäft entwickelt.

 

Dazu kommt, dass sehr viele spanische Firmen gar nur 400€ für ein Praktikum zahlen. Wenn alles gut läuft bin ich aber natürlich gerne bereit im Anschluss ein angemessenes Gehalt zu zahlen. Dieses Modell hat beim ersten Mal sehr gut funktioniert (nach meiner Einschätzung durchaus zu beiderseitiger Zufriedenheit).

160+ Bewerbungen

Das größte Jobportal in Spanien nennt sich Infojobs. In Deutschland hatte ich sehr gute Erfahrungen mit Monster gemacht, allerdings war diese Option in Spanien relativ teuer bei vergleichsweise geringer Reichweite. Dazu kommt, dass die erste Anzeige bei Infojobs umsonst ist.

 

Hätte ich bis dahin noch nicht gewusst, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien extrem hoch ist, hätte ich es spätestens an der Anzahl der Bewerbungen ablesen können. Die Anzeige war lediglich einen Monat online, in dieser Zeit kamen aber durchschnittlich jeden Tag fünf neue Bewerbungen hereingeflattert; zu Beginn waren es um die 20 täglich.

 

Zum Vergleich: für mein vor anderthalb Jahren in Deutschland ausgeschriebenes Auslandspraktikum trudelten insgesamt 12 Bewerbungen herein.

Wie gut waren die Bewerber?

Zu dieser fast schon absurd hohen Anzahl an Bewerbern trug allerdings auch das Jobportal Infojobs bei, in dem man sich mit nur ein paar Klicks bewerben konnte. Wie ihr euch denken könnt, steigert das nicht gerade die Qualität. Es gab eine Phase in der ich bereits jeden Bewerber in die 2. Runde genommen habe, der mich im Anschreiben persönlich ansprach (wie in der Stellenausschreibung ausdrücklich gefordert).


Ca. 90% der Bewerbungen waren im Grunde komplett unbrauchbar, meistens gab es überhaupt kein Anschreiben und häufig passte das Profil gar nicht (selbst von einer Putzfrau und einem Kellner kamen Bewerbungen). Am Ende blieben ca. 6-8 Leute übrig, deren Bewerbung sich als sehr interessant herausstellten. Die Anzahl der brauchbaren Kandidaten war somit witzigerweise ähnlich hoch wie bei der Jobausschreibung in Deutschland - es hat nur viel, viel länger gedauert die Bewerbungen zu filtern.

Die Interviews

Bei den Vorstellungsgesprächen war ich teilweise überrascht, dass ich Leute interviewen durfte, die sich kein bisschen mit unserer Website auseinandergesetzt hatten und mitunter nur bruchstückhaft wussten, was wir überhaupt machen.

Ein Bewerber hatte sogar um eine Verschiebung des Interviewtermins gebeten mit der Begründung er bräuchte mehr Zeit um sich vorzubereiten. Was er mit dieser Zeit angestellt hat? Keine Ahnung. Unsere Website kannte er schließlich doch nicht. 
Ein anderer Kandidat laß im Skype Call den Text von unserer Startseite ab, als ich Ihn fragte, ob er weiß, was wir genau machen. 

 

Auf der anderen Seite gab es eine ganze Reihe von Leuten, die wirklich sehr gut Englisch sprachen und top Qualifikationen im Lebenslauf stehen hatten. Rein akademisch war schätzungsweise die Hälfte der Bewerber besser ausgebildet als ich selbst. 

 

Letztendlich gab es aber einen Kandidaten, der nicht nur sehr gut Englisch spricht, sondern auch die technischen Skills und vor allem viel Motivation mitbrachte. Ende September geht's los und ich bin schon sehr gespannt. Mitarbeiter zu beschäftigen ist eine der spannendsten Sachen, die man als Unternehmer machen kann. Wir werden sehen, ob es auch dieses Mal wieder so gut klappt wie bei Mitarbeiter Nummer 1.

 

Falls Ihr noch Fragen habt, hinterlasst gerne einen Kommentar!





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