8000 KM Küste in bestem Klima sprechen ja für sich. Aber was steckt genau hinter diesem riesigen Land? Hier erfährst du, wie ich Brasilien erlebt habe.
Los ging’s in Bahia: spät in der Nacht kamen wir in Salvador an. Einer Stadt, die in Reiseführern zwar für Ihre Ursprünglichkeit gelobt wird, die aber durch Kleinkriminalität leider immer noch negativ auffällt.
Und genauso habe ich das auch gesehen. Die eigentlich nette Atmosphäre wird durch die ständigen Warnungen von allen möglichen Leuten doch sehr getrübt. Passiert ist uns zwar nichts, dafür haben wir zwei Mal mitbekommen, dass Frauen scheinbar um ihre Handtaschen erleichtert wurden. Aber solange man sich nur im Innenstadtbereich aufhält und nachts nicht in irgendwelchen leeren Gassen herumspaziert, sollte nichts passieren. Smartphone und Klunker selbstverständlich besser im Hotel lassen (oder noch besser ganz zu Hause).
Um Bargeld, Kreditkarte und Pass sicher von einem Ort zum anderen zu transportieren, ist übrigens die Tatonka Geldkatze (Partnerlink) sehr empfehlenswert. Das ist eine versteckte Tasche, die man in der Hose trägt. Ich fand es recht bequem und man fühlt sich damit direkt ein bisschen weniger ausgeliefert.
Fazit: sollte Salvador sowieso auf der Route liegen, kann man dort schon 1-2 Nächte verbringen. Ansonsten kann man es aber auch auslassen.
Morro de Sao Paulo: das kleine Paradies
Hier ist die Atmosphäre super entspannend. Fast die komplette Insel ist Auto-frei und alles ist bequem zu Fuß erreichbar. Die Insel ist sauber und auch sehr schön bebaut.
Wirklich eines der Highlights der Reise. Wir haben auch noch eine Bootstour zur Nachbarinsel gemacht. Das war ganz nett, man darf allerdings nicht den Fehler machen, den ich gemacht habe und es
versuchen mit Halong Bay in Vietnam zu vergleichen. Weder preislich noch landschaftlich spielt das in der gleichen Liga. Kann man aber trotzdem machen.
Gewohnt haben wir in der Pusada Colibri. Das war echt nett und die Besitzer sind ausgewanderte Deutsche, die sich recht
gut um ihre Gäste kümmern. Tolles Frühstück!
Fazit: 3-4 Nächte und man ist tiefenentspannt.
Itacaré: Surfen ist hier Pflicht
In Itacaré konnte ich meinen Geburtstagsgutschein für einen Drei-Tages Surfkurs einlösen. Und ich muss sagen, nach drei Tagen surfen, versteht man schon grob was zu tun ist (Erfahrung im
Snowboarden hilft natürlich sehr). Meinen Kurs hatte ich bei der Local Surf School gebucht. Der Kurs nimmt nicht ganz den halben Tag
in Anspruch, man kann also noch andere Dinge machen, wenn man nicht zu kaputt ist.
Fazit: auch der Rest von Itacaré ist sehr nett und man fühlt auch sicher. Empfehlenswert!
Als nächstes waren wir dann in Illeus. Leider kann ich davon nicht so viel berichten, da wir mitten in den Streik der Militärpolizei gekommen sind. Gemerkt hat man das daran,
dass Leute immer mal wieder panisch in die nächstgelegenen Geschäfte gelaufen sind und sich dann dort verbarrikadiert haben.
Nachdem das zwei Mal passiert ist, hatten wir keine Lust mehr und sind zurück ins Hotel, das glücklicherweise außerhalb lag. Sehr seltsame Situation, auf die ich auch gut verzichten hätte können.
Sao Paulo: die Beton-Metropole
Wir waren zum Glück hauptsächlich bei einer Hochzeit, die etwas außerhalb gefeiert wurde. Wunderschön im Freien in einer tollen Anlage. Brasilianische Hochzeiten sind wirklich anders – keine Spiele, keine Ansprachen. Dafür viel mehr feiern und tanzen. Bei uns sogar inklusive Trommelgruppe und dreier Sambatänzerinnen. Ein echt grandioses Erlebnis im Land der Feierexperten!
Ansonsten sind schöne Flecken in Sao Paulo eher Mangelware. Addiert man die erhöhte Kriminalität kommt dabei ein eher unattraktives Reiseziel heraus – auch wenn unser Stefan Loose Reiseführer Sao Paulo auf Platz 3 der sehenswertesten Orte in Brasilien gesetzt hat (Rio auf Platz 5). Sorry, aber da hatte der Autor beim Ranking wohl etwas zu starkes in seinem Mangosaft.
Interessant ist, dass Aussenwerbung in Sao Paulo komplett verboten ist. Das klingt erst mal irgendwie gut – Werbung empfindet man doch generell eher als nervig. In Sao Paulo verstärkt das allerdings den Eindruck von blankem Beton – Wände, auf denen normalerweise Coca Cola ihr Zuckerwasser bewerben würde, sind dann einfach komplett grau. Kein guter Effekt in einer Stadt, in der die Orientierung schon generell nicht ganz einfach fällt.
Schön, schöner, Rio de Janeiro
Diese Stadt auszulassen, wäre natürlich ein ganz großer Fehler. Bestückt mit natürlicher Schönheit und wirklich tollen Stadtstränden, ist es nicht schwer sich in diese Stadt zu verlieben. Neben den obligatorischen Zielen (Zuckerhut, Christo) hat mir auch das Santa Teresa Viertel mit seinem Aussichtspunkt sehr gut gefallen. Kriminalität ist dort auch immer noch ein Thema, ich hatte mich aber nie unsicher gefühlt. Nachts sollte man natürlich wachsam sein.
Dort haben wir auch ein Fußballspiel der südamerikanischen Champions League gesehen, dem Copa de Libertadores. Da das Hauptstadium gerade umgebaut wurde, waren wir im Olympiastadion und haben Fluminense gegen Arsenal (Argentinien) gesehen. Das Stadion war leider nicht ganz so voll, es hat sich aber trotzdem gelohnt. Auch wenn wir das einzige Tor in der 3. Minute verpasst haben ;-)
Foz de Iguazu: Wasser soweit das Auge reicht
Wer die Möglichkeit hat, sollte die Wasserfälle auf jeden Fall besuchen. Wir haben nur die argentinische Seite besucht, da uns leider ein wenig die Zeit ausging. Dort würde ich auf jeden Fall auch die Bootstour unter die Fälle mitmachen – komplette Durchnässung inklusive.
Ansonsten spare ich mir mal die Worte und lasse ein Video sprechen:
Fazit: auf jeden Fall machen, wenn euch Naturwunder interessieren. Ich würde empfehlen dort zwei volle Tage zu verbringen, dann könnt ihr bequem beide Seiten des Wasserfalls ansehen.
Florianopolis: die große Insel
Bei Insel dachte ich eigentlich an so etwas nettes kleines wie Morro. Das ist Florianopolis allerdings nicht. Von einem Strand zum nächsten kann man schon einmal 1,5 Stunden laufen (was wir auch
gemacht haben). Es gibt tolle Ecken auf der Insel, ganz besonders die Strände von Campeche und Joaquina, die komplett naturbelassen sind und mit Nordsee-ähnlichen Sanddünen ausgestattet
sind.
In Joaquina gibt es eine gigantische Sanddüne auf der man sogar Sandboarden kann. Fast wie Snowboarden, allerdings ein gutes Stück langsamer und anstrengender (es gibt natürlich keinen
Lift).
Fazit: schöne Insel mit viel zu viel Verkehr im Inselinneren. Den #1 Tipp von Stefan Loose kann man meiner Meinung nach auch überspringen.
Tipp: Flüge buchen in Brasilien mit CPF Nummer
Ich bin innerhalb Brasiliens nur mit den Billigfliegern Gol und Azul herumgeflogen.
Die waren eigentlich immer ganz ordentlich. Es gibt eine Sache, die man wissen sollte. Als 'Gringo' ohne brasiliansiche Sozialversicherungsnummer (CPF) bekommt man leider meistens nicht die
günstigsten Tarife, abgesehen davon, dass man teilweise überhaupt keine Flüge übers Internet buchen kann. Auch bei Busunternehmen bin ich auf dieses Problem gestoßen.
Wohl dem, der eine brasilianische CPF Nummer nennen kann. Und dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
- ihr bittet einen freundlichen Brasilianer eurer Wahl euch seine Nummer zu geben
- diesen kostenlosen CPF Generator verwenden
Bei uns hat die Buchung per generierter Nummer einwandfrei geklappt und wir wurden auch nie nach dem Ausweis gefragt. Ich weiß, irgendwie merkwürdig. Aber der brasilianische Tourismus ist eben nicht auf Ausländer ausgerichtet.
Welcher Brasilien-Reiseführer ist der Beste?
Wie schon mal angemerkt, hatte war ich mit dem Stefan Loose Reiseführer (2011) unterwegs, dessen Ranking ich teilweise für recht irreführend halte. Besonders, dass darin bestimmte Highlights nur eher dürftig besprochen wurden. Es ist kein schlechter Reiseführer, aber ich denke es gibt bessere.
Ein Kumpel von mir war z.B. mit der Brasilienausgabe des deutschen Lonely Planets (ebenfalls 2011) unterwegs, der auf mich einen insgesamt etwas besseren Eindruck gemacht hat.
Hier sind die beiden Bücher, die Ihr gerne über meinen Amazon-Partnerlink kaufen könnt, falls ihr Lust habt:
Mein Gesamteindruck von Brasilien
Das Land ist auf jeden Fall beeindruckend. Es gibt dort wirklich spektakuläre Dinge zu sehen und wer kann, der sollte wenigstens einmal in seinem Leben das Land bereisen – auch wenn man es
vielleicht nur nach Rio schafft.
Der Sommer ist wunderbar warm, tagsüber hatten wir fast immer 30 Grad, was ich aber nicht als zu heiß empfand. Brasilien ist touristischerweise eigentlich sehr gut erschlossen – allerdings
hauptsächlich für solche Touristen, die portugiesisch oder wenigstens Spanisch sprechen. Allein auf Englisch sollte man sich nicht verlassen, denn das spricht dort wirklich fast niemand. Noch
nicht mal in besseren Hotels.
Schade fand ich, dass diese Sprachbarriere natürlich das nähere Kennenlernen von Einheimischen sehr erschwert. Mit meinem gebrochenen Spanisch kam ich dann zwar schon zurecht, aber das ist auch
recht mühsam. Überrascht war ich, als sogar eine Tourismus-Studentin, die wir im Dreiländereck von Iguazu getroffen haben, kein Wort Englisch oder Spanisch sprechen konnte. In Portugisisch war
sie dafür umso kommunikativer (siehe Iguazu Wasserfälle :-)
Die Preise sind auch nicht so niedrig wie man es vielleicht erwarten würde. Es ist zwar ein bisschen günstiger als Deutschland, aber mit Regionen wie z.B. Südostasien braucht man es gar nicht
erst vergleichen. Selbst Argentinien ist ein gutes Stück günstiger. Dafür muss man sich glücklicherweise nicht mit aggressiven Verkäufern herumschlagen, so wie das z.B. in Vietnam oder Nordafrika
der Fall ist.
Zum Preisniveau will die Sache mit der Kriminalität natürlich so gar nicht passen. Und das ist wohl auch der Grund, warum man dort relativ wenige Europäer antrifft (Rio natürlich ausgenommen).
Auf der anderen Seite hat das natürlich den Vorteil, dass man ein Land antrifft, das recht unverfälscht anmutet.
Das Essen ist super und noch viel besser als eigentlich erwartet. Highlights sind die bombastischen Frühstücksbuffets, die Moqueca (Fischeintopf) und die Fleischzeremonie eines Churrascos. Lohnt sich schon allein wegen der
Beilagen (unter anderem Sushi). Einzig beim Kaffee sollte man aufpassen - Cappuccino wird in Brasilien zuckersüß (bzw. süßstoffsüß) getrunken. Genau so wird er auch serviert.
Hier habe ich übrigens noch einen ganz netten Link gefunden, der Südamerika
mit Südostasien vergleicht. In weiten Teilen kann ich da zustimmen.
P.S. Eigentlich unbedeutend, aber irgendwie interessant: in 4 Wochen habe ich lediglich einmal einen Papierspender in einer Toilette gefunden, der leer war. In dem Punkt ist uns die neue Welt auf jeden Fall voraus!
Falls Ihr Fragen zu Brasilien habt, hinterlasst gerne einen Kommentar!