Fast alle sind sich einig, es gibt zu wenig mutige Gründer in Deutschland.
Vom "Angst-Deutschland" spricht Der Spiegel und stellt fest, dass für 44% der Deutschen die Angst vorm Scheitern so groß ist, dass sie es erst gar nicht versuchen.
Mit der neuen TV-Show "Die Höhle des Löwen" gibt VOX deutschen Gründern endlich eine Bühne. Sonderlich innovativ ist das zwar nicht, da es bereits seit Jahren mit Dragon's Den und Shark Tank englische Versionen dieser Sendung gibt. Aber dennoch war ich positiv überrascht von der Qualität der Show.
Ich hatte befürchtet, dass es unlustig und bieder wird, dass die Investoren von der unsympatischeren Seite sind. Das Gegenteil war der Fall: es ging locker zu und die Investoren, wie z.B. Jochen
Schweizer und Judith Williams haben durchaus Charme.
Kulturelle Unterschiede
Im Vergleich mit Shark Tank finde ich ein Detail besonders interessant:
Gründer, die sich in Ihren Präsentationen verhaspeln, sieht man in der US-Variante so gut wie nie. Zwar kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Amis im Schnitt die besseren Redner sind, aber dass solche nervösen Fehler dort gar nicht vorkommen, ist praktisch ausgeschlossen.
In der Höhle des Löwen gab es bereits in der ersten Folge einen Gründer, der den Faden komplett verlor (Brümmi Easysafe). VOX hätte nun natürlich auch die Stotterer entfernen können, so wie es
vermutlich bei Shark Tank gemacht wird. Aber ich denke, dass man in Deutschland gerne Leuten beim Scheitern zusieht. Nie war das deutlicher mitzuverfolgen als hier.
Der Angst-Spiegel
Leider wird diese kulturelle Eigenheit auch bei der Berichterstattung deutscher Medien deutlich. Der Spiegel verreisst die Sendung komplett ("Scheitern als Show").
Weißheiten wie "Und selbst wenn man sich doch mal handelseinig wird, wirkt selbst der Sieger wie ein Verlierer" kann man in diesem Artikel finden. Der Autor unterschätzt komplett die
Werbewirkung der Show an sich sowie den potentiellen Boost den die Firmen dank erfahrener und solventer Investoren erhalten.
Ich warte bereits auf den nächsten Artikel, der sich fragt: "Warum gibt es in Deutschland eigentlich nicht mehr Gründer?". Aus meiner Sicht ist ein Grund die geheime Freude der Mutlosen, einen Gründer, der alles riskiert hat, dabei zu beobachten, wie er scheitert. Nur um sich sicher sein zu können, dass der sterbenslangweilige Job mit den miesen Kollegen doch die bessere Wahl war.
Was meint ihr?