Bildquelle: Wikipedia
Zugegeben, ich wusste nicht viel über die Walled City, die bis 1994 in Hong Kong stand. Die engste Stadt, die es jemals gab, in der praktischerweise auch noch eine Art Anarchie herrschte. Die Enge muss unbeschreiblich gewesen sein, denn im Vergleich wirkt daneben selbst Tokio mit seinen 2.744 Einwohnern pro km2 wie eine Einöde. Die Walled City brachte es auf eine stattliche Bevölkerungsdichte von 1,3 Mio Einwohner pro km2 (Wikipedia).
33.000-50.000 Menschen lebten in der ummauerten Stadt, die vor allem für Drogen, Prostitution und günstige Zahnärzte ohne Lizenz bekannt war. Und für unerträgliche Lebenszustände: da mit der Zeit immer höher gebaut wurde, bekam man ganz unten auch an schönen Tagen kein Sonnenlicht mehr zu Gesicht. Wasser lief permanent die Wände herunter, da es keine vernünftigen Leitungen gab. Selbstredend, dass es dort fürchterlich gestunken haben muss.
Ich fand die ganze Sache so außergewöhnlich und faszinierend, dass ich mir erst mal ein paar Dokus auf YouTube ansehen musste. Diese hier ist ziemlich gut:
Vom Original der Stadt ist ja wie gesagt leider nichts mehr existent. Abrissbirnen und Bulldozer haben das Problem damals beseitigt. Irgendwie ein bisschen schade, schließlich war das wahrscheinlich die extremste Stadt, die es jemals gegeben hat.
Genau das mussten sich wohl die Japaner gedacht haben, die die Walled City im Kawasaki Warehouse auferstehen haben lassen, ganz in der Nähe von Tokio. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit sie zu besuchen.
Der Nachbau im Kawasaki Warehouse
Das Gebäude ist sehr beeindruckend in seiner gesamten Optik. Grundsätzlich ist es ein Vergnügungscenter mit Spielautomaten, Manga Internet Café, Dartspiel und allem was dazu gehört.
Einladend sieht es zwar nicht aus, kostet dafür aber keinen Eintritt. Um die heiligen Hallen betreten zu dürfen muss man mindestens wie 18 aussehen.
Begrüsst wird man vom schmuddeligen Zimmer einer Liebesdame. Auf dem Gang werden Klänge und Stimmen eingespielt, die an die original Straßenzüge erinnern sollen. Auch kommt hier das beklemmende
Gefühl der Enge auf, das so wohl nur die echten Bewohner hatten.
Egal ob Schilder, Briefkästen oder sonstige Details: alles wirkt authentisch alt. Gerüchten zufolge haben die Japaner sogar echten Hong Konger Müll nach Tokyo transportiert.
Der zentrale Platz mit Hühnerbraterei ist die beeindruckendste Rekonstruktion. Ach ja, Fotos sind hier eigentlich nicht erlaubt.
Eines der verrückten Details: ein typischer japanischer Getränkeautomat, der komplett heruntergekommen aussieht. Bei meinem Test hat er mir aber problemlos einen grünen Tee ausgeworfen.
Die Wäsche hängt hier noch zum Trocknen.
Das Männerklo darf man sich nicht entgehen lassen. Sieht komplett fertig aus, aber es riecht einwandfrei. Moderne Technik darf natürlich auch nicht fehlen.
Insgesamt hat das Gebäude fünf Stockwerke - ich weiß, es sieht höher aus - die Gebäudefassade ist aber teilweise eine Attrappe durch die sogar die Sonne scheint (oben im Bild könnt ihr das erkennen). Auf zwei Stockwerken kann man die Walled City Rekonstruktion erleben. Der Rest des Gebäudes ist eine klassische Spielhölle, deren Design nicht wirklich erwähnenswert ist.
Für mich war dieser Ausflug eine interessante Möglichkeit mich einmal mit der Kowloon Walled City zu befassen.
Solltet ihr in Tokio sein, würde ich den Ausflug nach Kawasaki sehr empfehlen. Vor allem weil man sich gleich in der Nähe des Warehouses mit einem Sushi Snack elegant zurück in die Zukunft
katapultieren kann: bei Genki
Sushi wird das Essen per iPad bestellt und von Minizügen ausgeliefert.
Anreise
Das Kawasaki Warehouse ist nur 5 Minuten zu Fuß entfernt von der Kawasaki Station. Hier eine Karte:
Fotos: wer eines dieser Bilder verwenden möchte, fragt bitte einfach nett an.
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