Wir leben momentan in einer besonders intensiven Zeit. Krisen habe ich schon einige miterlebt, z.B. den Dotcom Crash (2001) und die Finanzkrise (2008). Eine Pandemie hat da natürlich erheblichen Neuigkeitswert.
Die Maßnahmen sind drastisch und gerade in Spanien dürfen wir aktuell ohne guten Grund (z.B. Lebensmittel einkaufen, Müll rausbringen) ÜBERHAUPT nicht vor die Tür. Kein Sport draußen, die Kinder waren seit einem Monat kein einziges Mal vor der Tür und die Straßen sind menschenleer. Dafür ist die Luft so gut wie noch nie dank fehlender Autoabgase.
Hier möchte ich nun zusammenschreiben, wie ich die Coronakrise miterlebe, gerade jetzt wo die Gedanken an die Ereignisse noch frisch sind. Vielleicht interessieren sich ja mal irgendwann die Kinder dafür oder auch du jetzt gerade.
So fing alles an für mich
Ereignis
Coronaentwicklung
31. Januar 2020: wir waren gerade im Familienurlaub auf Teneriffa. Wunderschön entspannt. Allerdings sahen wir in den Nachrichten vom Krankenhaus in Wuhan, das dort in wenigen Tagen hochgezogen wurde. Es fühlte sich zwar ernst an, aber ganz, ganz weit weg.
China: 259 Tote
Italien: 0
Spanien: 0
01. Februar: ganz so weit war es dann doch nicht mehr als ich erfuhr, dass es auf La Gomera (Nachbarinsel von Teneriffa) einen Coronafall gab.
China: 304 Tote
Italien: 0
Spanien: 0
18. Februar: letzter Friseurtermin für eine verdammt lange Zeit. Hätte ich das gewusst, wäre noch etwas mehr von der Mähne abgekommen.
China: 2004 Tote
Italien: 0
Spanien: 0
21. Februar: Faschingsfeier in der Kita
China: 2345 Tote
Italien: 1
Spanien: 0 (2 bestätigte Fälle)
27. Februar: Lunchtermin mit meinem Steuerberater Denis. Es gab Koreanisch und ich erinnere mich, dass ich dort schon mal kurz daran dachte, was jetzt wäre, falls ich mich anstecke. Das
war zu einer Zeit, wo plötzlich alle Asiaten unter Generalverdacht gerieten.
China: 2788 Tote
Italien: 17
Spanien: 0 (aber inzwischen 25 bestätigte Fälle)
8. März: Freunde zum Brunch getroffen im Kindercafé Cocoa (echt schöner Laden). Normal war der immer proppenvoll, aber nicht an diesem Tag.
Vielleicht gingen einige auf die 8M Demo (für die Frauenrechte) zu denen die Regierung aufrief. Ein fataler Fehler wie sich später herausstellte.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Nachrichten bereits voll von Horrorstorys aus Norditalien. Genau an diesem Tag verschärfte Italien bereits den bestehenden regionalen Lockdown und riegelte den kompletten Norden ab (16 Millionen Menschen waren betroffen).
Von jetzt an ging alles Schlag auf Schlag.
China: 3119 Tote
Italien: 366
Spanien: 17
9. März: Noch war mir nicht klar, dass dies die letzte normale Arbeitswoche sein wird. Bei der Ankunft im Coworking Space meinte die Rezeptionistin stolz, dass sie am Sonntag bei der 8M Demo war. Da dachte ich noch: “Hmm, ob das so eine tolle Idee war für jemanden der am Empfang arbeitet".
Gleichzeitig gab es den ersten großen Einbruch an den Börsen ("Black Monday", z.B. DAX -11%).
Und... Madrid schließt alle Schulen und Bildungseinrichtungen. Nur einen Tag nach der Großdemo(!).
China: 3136 Tote
Italien: 463
Spanien: 30
10. März: Tag der offenen Tür in der Progés Schule. Da wir andere Eltern von Kita-Kindern trafen, begrüßten wir sie mit Küsschen und Handschlag. Zum ersten Mal war mir das richtig
unangenehm. Noch war mir nicht klar, dass dies die erste und einzige Schulbesichtigung war, an der wir teilnehmen konnten.
Bis zu diesem Tag hatte ich, wie die meisten anderen auch geglaubt, dass der Coronoavirus ja nur eine Grippe ist. Nach diesem Tweet wurde mir aber langsam klar, warum diese Shutdown-Maßnahmen nötig sind.
Covid-19 und die Grippe zu vergleichen? #covid2019 pic.twitter.com/wWo0Vhc8ZE
— BR_quer (@BR_quer) March 11, 2020
China: 3158 Tote
Italien: 631
Spanien: 36
12. März: Wegen Regen mit der Metro ins Büro gefahren (statt normalerweise Fahrrad). Eigentlich hatte ich vor meine Schutzmaske aufzuziehen, da aber sonst niemand eine hatte, ließ ich es bleiben.
Die Metro war schon nicht mehr so voll wie sonst. Den Sitzplatz wechselte ich trotzdem als gegenüber Frau das Husten anfing.
China: 3189 Tote
Italien: 1266
Spanien: 133
13 März: Die Sagrada Família schießt ihre Pforten sehr zum Leidwesen meiner Frau Céline, die Website Barcelona-Museum betreibt. Auch sonst schließen in den nächsten Tagen alle weiteren Museen.
China: 3176 Tote
Italien: 1016
Spanien: 86
14. März (Samstag): Es ist soweit: spanienweiter Lockdown ab folgendem Montag. Niemand darf mehr raus (außer Einkaufen, Apotheke etc.) und nur noch Leute, die nicht remote arbeiten können, dürfen ins Büro.
Gleichzeitig müssen alle Bars, Cafés und Restaurants dicht machen und nur noch Take-Away anbieten. Und das schon ab sofort.
Auch Spielplätze waren ab sofort gesperrt.
Needless to say: die ursprünglich geplante Schulbesichtigung fand natürlich auch nicht statt.
Die letzte Möglichkeit mit den Kindern rauszukommen, nutzte ich schließlich für eine Fahrradtour nach Barcelona. Im Cafe gefiel einem Gast nicht, dass er seinen Kaffee nicht vor Ort trinken konnte. Die Verkäuferin und ich sahen uns an und konnten es kaum glauben, dass jemand diese Neuigkeit nicht mitbekommen hatte.
Später wollte einen Cafe bei Fargo holen. In diesem Moment war dort allerdings gerade
die Polizei und machte den Laden dicht.
China: 3199 Tote
Italien: 1441
Spanien: 196 (ab hier geht das exponentielle Wachstum los)
15. März: Der Plan war so gut. Ein letztes Mal ans Meer mit den Kindern. Wir wollten ein bisschen die Küste hochfahren, was daran scheiterte, dass uns ein Polizist daran hinderte. So blieben wir am Stand von Badalona und erfuhren vom Smartphone, dass der Lockdown doch schon einen Tag vorgezogen wurde.
Noch fühlt sich die Sache irgendwie aufregend an. Dass daraus ein monatelanger Lockdown wird, ist mir noch nicht klar.
To be continued...
China: 3213 Tote
Italien: 1809
Spanien: 294