Der schlimmste Arbeitgeber Europas?

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Überwachung total (Bild von flickr.com/photos/bixentro)

Am Wochenende war ich endlich mal wieder in Frankreich. Dort habe ich eine gute Freundin getroffen, die seit kurzer Zeit einen neuen Job hat. Sie arbeitet im Vertrieb bei einem französischen Familienbetrieb im Agrarbereich.

Sie ist erst seit zwei Wochen dort, hatte aber schon einiges zu berichten. Wie bei vielen anderen Firmen sind hier die privaten E-Mail- und Facebook-Zugänge gesperrt. Soweit also nichts Neues, außer dass dort auch ein striktes Handyverbot herrscht. Aber das ist noch lange nicht alles – haltet euch fest.

Essen und Trinken: böse

In dieser Firma ist es während der Arbeitszeit nicht erlaubt zu essen. Nein, auch nicht, wenn es nur ein Apfel ist. Dafür ist nämlich die zweistündige Mittagspause da. Während dieser Mittagspause wird die Firma abgesperrt – alle Mitarbeiter müssen dann raus. Blöd nur, wenn man zu weit von zu Hause weg wohnt, um heim zu fahren.

Selbst Kaffee ist ein stark reglementiertes Thema. Um 10 Uhr gibt es einen Espresso, der von der Sekretärin an den Platz gebracht wird. Wer andere Präferenzen hat oder mehr Kaffee braucht um morgens produktiv zu werden, hat Pech gehabt.

Als sie ihrer Kollegin erzählte, dass sie überlegt künftig eine Thermoskanne mitzubringen, meinte diese nur, dass das schon mutig wäre nach so kurzer Zeit in der Firma.

Ich selber kenne es eigentlich so, dass Firmen Kaffee sogar kostenlos verteilen in der Hoffnung so die Produktivität zu steigern - einerseits durch das Koffein, andererseits durch den informalen Austausch von Informationen beim Kaffeeklatsch.

Ein Stückchen China in Frankreich

Aber das stärkste Stück kommt jetzt: der komplette E-Mail-Verkehr wird zentral überwacht. Wenn sie E-Mails von Kunden bekommt, werden diese erst von einem Mitarbeiter gelesen und dann an sie weitergeleitet – China’s Zentralregierung wäre stolz auf diesen Betrieb.

Außerdem muss sie bei jeder einzelnen E-Mail die sie versendet ihren Chef in Kopie setzen – eine Rüge wegen des Gebrauchs eines Smileys gab es bereits. Und das passt irgendwie, denn gelacht wird in dieser Firma nicht gar so viel.

Für mich ist es ziemlich unglaublich, wie man seinen Mitarbeitern derartig misstrauen kann. Motivation erzeugt man damit ja wohl kaum – eher schon die innere Kündigung. Langfristig wird sich eine solche Firmenkultur wohl kaum halten können. Man animiert die Hochqualifizierten ja gerade dazu sich bei anderen Firmen umzugucken.

Vive la révolution!


Update: Sie hat übrigens inzwischen gekündigt :-)

 


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